Eine Transplantation von Blutstammzellen ist für viele Kinder und Erwachsene die einzige Hoffnung auf Leben.
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 8000 Menschen an Leukämie oder einer ähnlichen Krankheit. Ein Teil der Patienten kann zwar medikamentös geheilt werden, wenn dies jedoch nicht mehr möglich ist, kann nur noch eine Übertragung gesunder Blutstammzellen helfen. Wichtig für den Erfolg einer Blutstammzelltransplantation ist, dass die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger möglichst genau übereinstimmen.
Etwa ein Drittel der deutschen Patienten findet einen geeigneten verwandten Spender. Geschwister von Patienten haben eine Chance von 25 %, als Spender in Frage zu kommen. Bei Eltern und anderen nahen Verwandten ist die Chance schon sehr viel geringer.
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten muss daher nach einem nicht verwandten Spender gesucht werden. Die Chance, dass ein passender Spender gefunden wird, ist von den Gewebemerkmalen des Patienten abhängig. Es gibt Gewebetypen, die relativ häufig vorkommen. Oftmals haben Personen aber seltenere Typen, die im Extremfall Unikate in Deutschland oder gar in der ganzen Welt darstellen.
Trotz der enormen Vielfalt an Gewebemerkmalen wurden im Jahr 2004 allein in Deutschland über 2300-mal Blutstammzellen von nicht verwandten Spendern entnommen. Für viele Patienten ist aber immer noch kein geeigneter Spender vorhanden.
Als freiwillige Spender kommen alle gesunden volljährigen Personen in Frage. Spender sollten bei der Aufnahme in die Spenderdatei möglichst jung sein, da sie länger zur Verfügung stehen, später seltener wegen gesundheitlicher Probleme ausgeschlossen werden müssen und die Transplantationen mit jüngeren Spendern unproblematischer verlaufen. Nach den Richtlinien wird ein Spender spätestens an seinem 61. Geburtstag aus der Spenderdatei gelöscht.
Wer Spender werden möchte, muss sich an eine Spenderdatei wenden oder kann an einer der Typisierungsaktionen teilnehmen, für die immer wieder in den Medien geworben wird. Einmal registriert, steht ein Spender für alle Patienten weltweit zur Verfügung.
Nach entsprechender Aufklärung muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis zur Blutabnahme und Registrierung seiner Daten erteilen. Sollte ein Spender es sich zu irgendeinem Zeitpunkt anders überlegen, kann er jederzeit zurücktreten.
Aus einer Blutprobe oder auch aus einem Abstrich der Wangenschleimhaut werden die Gewebemerkmale des Spenders im Labor bestimmt und bei der Spenderdatei gespeichert. Von dort werden sie anonym an das ZKRD übermittelt, wo sie künftig mit denen der Patienten verglichen werden. Nähere Informationen über den Ablauf geben die einzelnen Spenderdateien.
Da es kaum öffentliche Mittel für die Typisierung von neuen Spendern gibt, werden die Spender manchmal gebeten, die Typisierung selber zu bezahlen. Die Krankenkassen dürfen nach den geltenden Sozialgesetzen die Kosten der Ersttypisierung von Spendern nicht übernehmen. Sie sind nämlich nur für die Vergütung von Leistungen für einen konkreten Patienten zuständig und dazu zählen Ersttypisierungen bei Neuaufnahme von Spendern nicht. Dieser Bereich finanziert sich deshalb überwiegend aus Spenden, nicht selten eben Spenden von Spendern.
Nachdem die Laboruntersuchungen ergeben haben, dass die Gewebemerkmale des Patienten mit denen des Spenders übereinstimmen, werden noch weitere Untersuchungen an frisch entnommenen Blutproben durchgeführt.
Dabei werden die meist schon vor längerer Zeit ermittelten Laborergebnisse mit den modernsten Methoden gesichert und verfeinert. Gegebenenfalls werden für die endgültige Feststellung der Eignung des Spenders noch weitere Untersuchungen durchgeführt. Ist der Spender weiterhin geeignet und zu einer Blutstammzellspende bereit, wird ein ausführlicher Gesundheitscheck durchgeführt. Wenn alles in Ordnung ist, steht einer Transplantation nichts mehr im Wege.
Übrigens liegt die Chance, für einen Patienten nachgetestet zu werden, bei rund 20 %. In die endgültige Auswahl für eine Spende kommt nur etwa 1 % der registrierten Spender.
Heute gibt es zwei Möglichkeiten, die dringend benötigten Blutstammzellen zu spenden.
Bei der Knochenmarkentnahme wird dem Spender unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen entnommen. Nach zwei bis drei Tagen kann der Spender das Krankenhaus verlassen. Das entnommene Knochenmark bildet sich in wenigen Wochen wieder nach. Die Stelle der Entnahme kann in der Regel danach noch einige Tage etwas schmerzen.
Auch wenn es in der Presse heute immer noch oft verwechselt wird: Transplantiert wird Knochenmark und nicht Rückenmark! Das Rückenmark sitzt in der Wirbelsäule und ist ein Teil des Nervensystems, der nie transplantiert wird.
Häufiger wird heute allerdings die periphere Blutstammzellentnahme angewandt. Hierbei wird dem Spender über fünf Tage ein Medikament (Wachstumsfaktor) gegeben, das die Produktion der Blutstammzellen anregt und sie ins zirkulierende Blut lockt. Über ein spezielles Verfahren werden diese dann – ähnlich wie bei einer Dialyse – ambulant aus dem Blut gesammelt. Als Nebenwirkung des Wachstumsfaktors können vorübergehend grippeähnliche Symptome (Kopf- und Gliederschmerzen) auftreten.
Quelle: http://www.zkrd.de/spender_werden.html