Erfahrungsbericht einer Stammzellenspenderin:
Es liegt nun knapp 5 Jahre zurück, als ich die Ehre hatte, –und als solche habe ich es bis heute verstanden- einem Leukämiepatienten Stammzellen von mir zu spenden. Um all denjenigen ein besseres Verständnis dafür zu geben was in einem solchen Fall passiert, möchte ich nachfolgend meine gemachten Erfahrungen kurz aufzeigen (ich bin keine Medizinerin, deshalb bitte ich um Verständnis, wenn ich vielleicht nicht alles 100% nach Lehrbuch wiedergeben kann):
Nachdem ich mich bei einer Spendenaktion (wie sie nun auch für Stefanie und Eileen geplant ist) habe typisieren lassen, kam ca. 1 Jahr später ein Schreiben der DKMS mit der Information, dass meine Stammzellen womöglich bei einem erkrankten Menschen passen könnten. Um dies genauer zu überprüfen, musste ich mich einer detaillierteren Typisierung unterziehen. Dies geschah dann mittels Blutabnahme mehrerer Röhrchen bei meinem Hausarzt. Die Kosten hierfür –so wie auch alle später entstandenen Kosten- hat die DKMS vollständig übernommen.
Das Ergebnis der Untersuchung war, dass das Bild meiner Stammzellen zu einem hohen Grad mit dem des Patienten übereinstimmten. Die DKMS hatte nun damit begonnen, mich mit zugesandtem Informationsmaterial sowie telefonischen Aufklärungen besser darüber zu informieren, welche Schritte nun folgen können – sofern ich dies möchte. Und ich wollte! Das Verfahren, welches bei „meinem Patienten“ angewendet werden sollte, war nicht die Entnahme von Stammzellen aus dem Knochen (und hier wird nicht wie so oft gesagt etwas aus dem Rückenmark genommen; viel mehr gewinnt man diese Zellen aus dem Hüftknochen), sondern in meinem Fall eine Art „Blutwäsche“, bei welcher die für den Patienten lebenswichtigen Stammzellen aus meinem Blut gefiltert wurden.
Der nächste Schritt waren einige Voruntersuchungen –immer eng begleitet und organisiert von der DKMS- um zu checken, ob ich eine solche Stammzellenspende auch gut vertragen würde. Dies war der Fall und nach einigen weiteren Wochen musste mein Blut zwecks Vorbereitung auf die Spende insofern angereichert werden, dass genügend „Helferzellen“ (meines Wissens nach vor allem weiße Blutkörperchen) produziert werden. Dies hatte zur Folge, dass dem Körper vorgespielt wurde, er habe eine Grippe (um die benötigten Helferzellen verstärkt herzustellen). Und die entsprechenden Symptome einer Grippe hatte ich dann auch.
Die Stammzellenspende an sich ging an einem Vormittag über die Bühne. Glücklicherweise hatte ich so viele weiße Blutkörperchen usw. produziert, dass diese eine „Blutwäsche“ ausgereicht hatte, um genügend Material für den Patienten herauszufiltern. Mein Arbeitgeber hat diese Aktion (ich war 2 Tage krank geschrieben) voll unterstützt und mich von der Arbeit befreit. Andernfalls hätte auch die DKMS den Ausfall beglichen.
Nach all der technischen Beschreibung dieses Erlebnisses muss ich nun noch ein Wort zu meinem emotionalen Befinden damals loswerden…
Die Nachricht ich sei womöglich der richtige Spender für einen Menschen, der sich vermutlich genauso wie die beiden Mädels aus Seligenstadt bzw. Zellhausen in einer sehr ernsten und nach meinem Verständnis lebensbedrohlichen Situation befindet, hat mich zum einen positiv überwältigt und gleichzeitig hatte ich Angst. Nachdem ich mich jedoch versucht habe in die Situation des Betroffenen –und noch mehr- seiner Familie hineinzuversetzen, war mir unumstößlich klar, dass ich helfen werde. Auch ohne vielleicht jemals zu wissen, wem genau ich damit geholfen habe. Die Wochen vor der Spende habe ich sehr oft an denjenigen gedacht, der nun irgendwo sitzt, liegt und weiß, dass die DKMS fündig wurde und einen passenden Spender aufgetan hat. Ich konnte mir nur im Entferntesten vorstellen, welch Hoffnung in dieser Person und seinen Angehörigen plötzlich aufgekeimt ist. Ich hatte das Gefühl es lag auf einmal alles an mir und meiner Bereitschaft, Stammzellen zu spenden. Und vermutlich war es auch so. Ich bin in dieser Zeit viel bewusster durchs Leben gegangen und konnte den Tag nicht abwarten, dem Menschen nun endlich zu helfen. Es war ein tolles Gefühl und ich kann jedem einfach nur raten, sich typisieren zu lassen und im Falle einer Übereinstimmung auch zu spenden. Wir Menschen sind doch irgendwie füreinander verantwortlich… und sollten uns deshalb auch gegenseitig helfen.
Ich wünsche mir sehr, dass Stefanie und Eileen ganz ganz schnell geholfen werden kann.
Von Herzen alles Liebe,
Heike